DGB-Kundgebung am 1. Mai in Pößneck

Unter dem Motto "Zukunft ist Solidarität" riefen die Gewerkschaften bundesweit zum Protest - digital, kreativ und wohl dosiert auch auf der Straße. In Pößneck veranstaltete der DGB Kreisverband - unter besonderen Hygieneschutz - eine Kundgebung am Textilarbeiterdenkmal und auf dem Markt.

Etwa 25 Teilnehmer waren dem Aufruf gefolgt. Und auch am Markt kamen vereinzelt Personen noch hinzu. Die Veranstalter zeigten sich zufrieden. Denn schließlich galt es den Protest sichtbar zu machen ohne eine "Super-Spreader-Veranstaltung" herbeizuführen. Es ist auch eine Zeichen von Solidarität zurückhaltend und verantwortungsvoll mit dem Versammlungsreccht umzugehen, wenn eine neuartige Virus-Erkrankung die Gesellschaft so nachhaltig erschüttert.

Für die Redner*innen der Gewerkschaft und der Partei DIE LINKE standen die soziale Folgen der Pandemie im Mittelpunkt. Angeprangert wurde vor allem ein staatliches Versagen bei der Durchsetzung der Infektionsschutzes als Arbeitsschutz, und der Personalnotstand im Gesundheits- und Pflegebereich. Die Verunsicherung unter Kolleg*innen wegen mangelnder Klarheit in Betrieben und Unternehmen griff bereits Ende letzten Jahres um sich. Es war eine Zeit als über Weihnachten die Bestattungsinstitute wegen der erhöhten Sterberate überlastet waren. Die Bundesregierung hat an dieser Stelle keine Antworten geliefert, und zu letzt nur sehr weiche Richtlinien herausgegeben, wenn es ums Testen und den Ausbau des Hygiene-Schutzes am Arbeitsplatz geht.

 

OTZ-Bericht, 01.05.2021, Peter Hagen

DGB-Kundgebung in Pößneck im Zeichen der Solidarität

Unter dem Motto "Solidarität ist Zukunft" war gerade angesichts der gegenwärtigen Pandemie auf die dringende Notwendigkeit verwiesen worden, dass es nur im Zusammenhalt gelänge, Krisen zu meistern. "Untereinander aufeinander aufpassen", forderte die amtierende DGB-Kreisvorsitzende Constanze Truschzinski, wobei man "nicht alles hinnehmen" müsse und durchaus kritisch bleiben solle.

Gleichwohl wolle man seine politischen Forderungen "mit Abstand und Anstand" vortragen. Ihr Gewerkschaftskollege Philipp Gliesing bewertete "Solidarität als Fundament der Demokratie". Gerade in Coronazeiten müsse man zusammenstehen und solle nicht Rechtspopulisten, Reichsbürgern und Verschwörungsideologen folgen.

Schwarz-Rot-Gold verteidigen

"Der 1. Mai hat an Aktualität nichts verloren", sagte Landtagsmitglied Ralf Kalich. Heute wie vor 100 Jahren müsse für Arbeitsnehmerrechte gekämpft werden. Er warnte ausdrücklich vor einer Spaltung der Gesellschaft, die von der AfD betrieben werde, und vor deren alternativen Gewerkschaftsmodellen. "Nur eine starke Gewerkschaft kann etwas bewegen", betonte Kalich. Arbeitnehmer sollten hier zusammenstehen.

Mit Blick auf die Nazi-Herrschaft in Deutschland nannte es Kalich eine "Riesenschweinerei", wenn Menschen heute von einer angeblichen Diktatur in diesem Land reden und Impfgegner den Judenstern als Symbolik missbrauchen. Mit Blick auf die schwarz-rot-goldenen Fahnen, die am Pößnecker Markt wehten, erinnerte Kalich an die Studenten, die diese Farben einst auf die Wartburg getragen hatten. "Das ist unsere Fahne, die lassen wir uns von niemandem nehmen", rief Kalich zum Zusammenhalt aller Demokraten auf.

 

Mai-Aufruf 2021: Solidarität ist Zukunft

Du? Sie? Er? Ich? Nein: WIR!
Wenn wir in den langen Monaten der Pandemie eines gelernt haben, dann das:  Niemand bewältigt diese Krise allein. Nur als Wir, nur wenn wir gemeinsam handeln, finden wir den Weg in eine gute Zukunft. Mit guten Arbeitsbedingungen für alle in einer gesunden Umwelt. Nur gemeinsam mit allen Beschäftigten und mit Unternehmen, die ihrer gesellschaftliche Verantwortung  gerecht werden und nicht auf schnelle Profite setzen, wird es uns gelingen rasch die Krise zu überwinden.

Nur gemeinsam werden wir die weitere Spaltung der Gesellschaft verhindern. Wenn nicht jeder nur an sich denkt, sondern wenn wir füreinander einstehen, werden wir unsere Demokratie stärken. Solidarität ist für uns kein Fremdwort sondern gelebter Alltag. Nicht nur am 1. Mai, an jedem Tag im Jahr!

Solidarität ist die Zukunft der Arbeitswelt: Die Beschäftigten sind dort viel besser durch die Krise gekommen, haben mehr verdient und sind besser geschützt, wo sich viele in Gewerkschaften organisieren. Denn in solchen Betrieben konnten und können sie sich gegenseitig unterstützen, mitbestimmen und für gute Tarifverträge kämpfen. Und nur gemeinsam können wir die Transformation der Arbeitswelt im Sinne der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gestalten.

Solidarität ist die Zukunft des Sozialstaats: Nicht der Markt hat uns durch die Krise geholfen, sondern ein starker Sozialstaat.   Deswegen gilt es nach der Krise mehr denn je, den Sozialstaat zu stärken und auszubauen. Unsere Systeme der sozialen Sicherung müssen allen ausreichenden Schutz bieten. Facharbeitern und Angestellte  genauso wie Soloselbständigen und Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen.

Solidarität ist die Zukunft der Bildung: Kinder aus reichem Elternhaus kommen oft besser durch die Krise als die aus armen Verhältnissen. Sie haben die nötigen Computer und oft auch mehr Unterstützung. Das darf nicht so bleiben. Bildung darf nicht vom Geldbeutel abhängen. Wir brauchen ein gut finanziertes, technisch und personell gut ausgestattetes öffentliches Bildungssystem für alle.

Solidarität ist die Zukunft für Menschen: Viele Frauen haben gezwungenermaßen neben der Arbeit zusätzlich viel mehr Aufgaben in der Familie übernommen, sie haben einen Rückfall in alte Geschlechterrollen erlebt. Solidarisch ist, wenn Frauen und Männer dieselben Chancen in Arbeitswelt und Gesellschaft haben – und in Familien dieselbe Verantwortung für Sorge- und Erziehungsarbeit übernehmen.

Solidarität ist die Zukunft für Deutschland und Europa:  Die Brücken bröckeln, viele Schulen müssen renoviert, das Internet schneller werden. Wir und unsere Nachbarländer müssen endlich mehr in die Zukunft investieren – in Infrastruktur, in Bildung, in Soziales, in Digitalisierung, bezahlbares Wohnen, nachhaltige Mobilität. Und natürlich müssen Vermögende und Superreiche stärker als bisher an der Finanzierung des Gemeinwesens beteiligt werden

Solidarität ist kein Luxus, den wir uns in guten Momenten mal kurz leisten sollten. Sie ist das Mittel  gegen Hetze und Spaltung, sie verhindert die Ausgrenzung von Menschen und sie nimmt Menschen die Angst, zurückgelassen zu werden. Sie hilft damit gegen die extreme Rechte und Verschwörungsideologen. Solidarität ist das Fundament der Demokratie. Am Tag der Arbeit  reden wird darüber – vor Ort und digital. Solidarität ist Zukunft!

 

Bundesweiter LIvestream zum 1.Mai 2021